Unerwünschter Besuch

 Unerwünschter Besuch auf dem Lande

 ...und was daraus werden kann

 Ein gutes Mittel gegen die schlechte Laune

von einer Dame auf dem Lande

Ich muss ihnen in der Kürze der Zeit eine Entdeckung mitteilen, die ich in der vorigen Woche gemacht habe.
Mein Mann und ich waren so glücklich, wie zwei Eheleute bisweilen sein können, bis sich Herr und Frau X bei uns ansagten.
Es fuhr aus meinem Mann  heraus, „ man kann doch keinen Augenblick auf dem Lande allein sein!
Es ist eben doch keine Zeit um zu Speisen, da so viele arme Menschen Hunger leiden; und ich weiß nicht was den Menschen einfällt, es ist erst gerade vierzehn Tage her, das sie uns besucht haben.“



„ Ich bin auch nicht imstande,“ stimmte ich ihm mißmutig zu, „einen
Besuch zu empfangen in meinem Neglige, geschweige denn einen Braten fertig zu bekommen.
Da die Gäste aber schon fast vor unserem Hause waren, mussten wir doch sagen, das es uns eine Ehre sei.
„Nun“, sagte mein Mann, „ das wird mir ja eine schöne Gesellschaft sein,
 ich bin nicht imstande drei Worte zu wechseln, und du…“. „Oh,“ antwortete ich ihm, “ wir müssen beide eine Rolle spielen, du bist der allerliebste Ehemann und ich werde als allerliebste Ehefrau agieren; wir wollen sehen…“
In dem Augenblick kamen unsere Gäste vorgefahren. Wir spielten unsere Rollen am Anfang so vortrefflich, dass die guten Leute ganz entzückt waren.
Wir versicherten ihnen unsere Freude über ihren Besuch umarmten uns ganz ungezwungen und mein Mann stand mir in nichts nach.

Wir lachten beide von ganzem Herzen über unsere Rollen, und unsere Gäste, werteten dieses Lachen als Zeichen der Freude über ihren Besuch.
Sie drückten ihre Freude mit der gleichen Lebhaftigkeit aus; und ehe eine Viertelstunde vorüber ging, waren wir so lebhaft im Gespräch, als hätten wir uns aus lauter Vergnügen getroffen.
 Der Mangel des Bratens wurde leicht ersetzt, das Neglige wurde bewundert, und der Tag lief schnell davon, so dass wir uns am Abend noch nicht trennen konnten.
Es war , als wenn sich ein ganz neuer Geist unser bemächtigte, und was erst eine Rolle war, hatte sich in Natur verwandelt.
Wir fühlten wirklich das, was wir am Anfang nur spielen wollten.

Von Justus Möser 14.Dezember 1720
(ein bisschen abgeändert von Klärchen 2014)

im Darß

Mitfreude, nicht Mitleiden
macht den Freund.
Nietzsche



Kommentare

  1. Liebes Klärchen,
    auch wenn du die Geschichte ein wenig abgeändert hast, in dem ein oder anderen Moment konnte ich mich mit meinem Ehemann dort wiederfinden^^

    Liebe Grüße
    Claudia

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    1. Wir hatten auch schon Besuch der ganz ungelegen kam, man macht das beste draus und manchmal ist es ganz lustig.
      Danke für Dein Kommi, Klärchen

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  2. Musste lächeln....

    Liebe Grüssle

    N☼va

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  3. das ist klasse beschrieben eine Rolle hineinschlüpfen und sie behalten dann... schmunzel!!!Ich dahcte dann schon dass bist du und Ehemann!
    Lieben Gruss Elke

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    1. Liebe Elke,
      nein, das bin nicht ich und auch nicht mein Angetrauter, obwohl das zu ihm passen würde...lach
      Es ist schon eine alte Geschichte von Justus Möser (1720) da gab es das auch schon!
      Grüssle Klärchen

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  4. DAs ist eine nette Geschichte und viel Wahres dran.
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende
    Liebe Grüße
    susa

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